Begrüßung
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Begrüßung und Einleitung (15.04.2015)

Sehr gehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Marsches,
sehr geehrte Stadträte von Rochlitz,
sehr geehrte Mitglieder des Geschichtsvereins Rochlitz,
liebe „Zeitenspringer“ (M.B.),
sehr geehrte Bürgermeister der Region,
sehr gehrte Pfarrerinnen und Pfarrer,
sehr gehrte Lehrerinnen und Lehrer, liebe Schüler,
sehr gehrte Sponsoren und Firmen der Region, die uns finanziell und praktisch bei der Durchführung dieses Marsches unterstützt haben,
liebe Bürgerinnen und Bürger von Rochlitz und Umgebung, liebe Gäste
 
Wir freuen uns sehr, dass Sie unserer Einladung so zahlreich gefolgt sind,
um mit uns den „Marsch des Lebens“ durch Rochlitz zu laufen.
Der MdL steht für ERINNERN – VERSÖHNEN – EIN ZEICHENSETZEN für ISRAEL und gegen den modernen ANTISEMITISMUS unserer Zeit!
2015 – Wir leben in einen sehr geschichtsträchtigen Jahr
70 Jahre – FRIEDEN in Europa
70 Jahre – Befreiung von der Diktatur des NS
Vor mehr als 70 Jahren hat DT. durch den II: Weltkrieg unsägliches Leid über die Völker Europas gebracht. Millionenfacher Tod: 85 Mill. Tote, davon 6 Mill. Juden  – noch heute spüren sie die Folgen.
Es sind erst 70 Jahre vergangen. Oder ...schon so lange her...“es muss mal gut sein“ sagen viele und wollen einen Schlussstrich ziehen!

70 Jahre danach soll hier in RL endlich ein Gedenkstein gesetzt werden.
Spät – sehr spät, aber jetzt erst öffnen sich dafür die Türen.

Der MdL soll die heutige Enthüllung des Gedenksteins zur Erinnerung an die Zwangsarbeiter in Rochlitz unterstützen und bekräftigen.

Heute vor 70 Jahren erlebte RL den 1. Tag Frieden nach einen mörderischen Krieg ... durch den Einsatz der Alliierten. Es waren die letzten umkämpften Tage und Nächte, wo noch einige sinnlos ihr Leben lassen mußten.
70 Jahre - Frieden in Europa
Heute wollen wir gemeinsam das lange Schweigen über dieser Stadt brechen und öffentlich machen, was vor über 70 Jahren hier geschah.
Wir, als Initiatoren tun es aus unserer Verantwortung als Christen  - für unser Land und unsere Stadt und für unsere Nachkommen, unsere Kinder und Enkel.
Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum Herrn; denn wenn´s ihr wohl geht, so geht’s auch Euch wohl.“ Jer.29,7
Es ist unsere Verantwortung vor dem lebendigen Gott, den Schöpfer des Universums, den Gott Abraham, Isaaks und Jakobs, den Gott Israels.

Noch heute begegnen uns Bürger dieser Stadt, die vom KZ- Außenlager in RL noch nichts gehört haben.
 
„Wir haben von all dem nichts gewusst.“ wurde nach dem Krieg von unseren Eltern oder Großeltern oft gesagt. Ich habe selbst erst vor einigen Jahren zufällig auf einen Familienfest von diesem KZ-Außenlager hier in RL mit über 600 ungar. Jüdinnen im Alter von 12-ca. 50 Jahren erfahren und war entsetzt und schockiert, wieso das alles so verschwiegen wurde und warum wir all die vielen Jahre nichts davon gehört haben und keiner davon sprach!

George Santayana, ein span. Philosoph und Poet des 20.Jh.s
„Wer die Vergangenheit vergisst, ist verdammt, sie zu wiederholen.“

Es geht nicht um ANKLAGE!
> Wäre ich mutiger und wachsamer gewesen?
> Wäre ich auch aus Angst oder Verblendung ein Nazi gewesen?
> oder hätte ich wie die breite Masse geschwiegen und einfach mitgemacht?
> Bin ich genug gewappnet gegen Verführung?

Das Bekennen der Schuld unseres Volkes an diesen Menschen, ist der erste Schritt zur Versöhnung und muss von uns ausgehen! Der MdL soll so ein Schritt sein.

„Es tut mir leid, was Ihnen an Erniedrigung, Entwürdigung und unvorstellbarem Leid und Grausamkeit durch unser Volk geschehen ist. Das war Unrecht!“ Das ist das mindeste, was wir sagen können, angesichts das unaussprechlichen Leidens dieser Menschen. Ganze Familien wurden durch unser Volk für immer unwiederbringlich ausgelöscht. Dieser antisemitische Geist muß in seinen Taten benannt werden. Wir wollen nie wieder schweigen zu Ungerechtigkeit und menschenverachtenden Handeln.

„Der Hass der wenigen wird mächtig durch das Schweigen der Vielen“ Kardinal Marx 14.9. in Berlin

Wenn wir das Schweigen brechen, geht es nicht um Beschmutzung der Familienehre. Im Gegenteil, wenn Licht hineinkommt und wir Wahrheit und echtes Betroffensein zulassen und die Schuld anerkennen, richten wir die Familienehre für unsere Nachkommen wieder auf und stellen die Gerechtigkeit der vielen unschuldigen Opfer und ihrer Nachkommen wieder her! Sie erfahren dadurch Trost! Beziehungen heilen und werden wiederhergestellt.

Das ist unser Vermächtnis an die nächste Generation (als Kriegsenkel). Unsere Kinder brauchen das dringend von uns. Bald wird es keine Zeitzeugen und Holocaustüberlebende mehr geben und Zeugnisse aus erster Hand! Dann wird es umso schwerer für die nächste Generation, das Böse zu durchschauen. Sie brauchen heute unseren Rückhalt und Bestärkung.
Ein Wort an meine Generation: Das ist jetzt unsere Zeit und unser Auftrag, darüber zu sprechen und Stellung zu nehmen und Position zu beziehen. Wir sind jetzt dran! Wir haben dazu nun die nötige Reife und Lebenserfahrung.

Meine Bitte an die letzten Zeitzeugen unter uns. Ihr seid gefragt! Brecht das Schweigen, viele wichtige Geschichten sind noch nicht erzählt! Sie dürfen nicht verloren gehen! Sie sind wertvoll für die Nachwelt! Wir müssen sie hören und werden hoffentlich daraus lernen!

An dieser Stelle einen besonderen Dank an den Geschichtsverein RL, die unermüdlich über Jahre hinweg im Verborgenen eine so wichtige Arbeit tun, ohne die wir das alles gar nicht erfahren hätten.
Vielen Dank besonders an Herrn Hofmann und Herrn Krause, die uns schon über Jahre mit ihrem Wissen und ihren zusammengetragenen Material unterstützen und zur Seite stehen. Eure Arbeit und Euer Einsatz ist so kostbar und wichtig!

Sehr freuen wir uns auch für das Projekt der Rochlitzer Zeitenspringer von den Muldentaler Jugendhäuser unter Marcel Berger. Es ist toll, dass in unserer Stadt die junge Generation so gut an die regionale Geschichte herangeführt wird! Sie bieten Historische Stadtführungen an und haben eine tolle Ausstellung und eine Broschüre zum Thema: „Zukunft braucht Erinnerung - Zwangsarbeit in Rochlitz“ erstellt.

Auch wenn es zum Glück im Lager in RL keine Toten gab – sind sie denoch nur knapp dem Gas in Auschwitz entgangen. Aber die Strategie der Nazis mit den Außen- oder Arbeitslagern war: „Vernichtung durch Arbeit“! Es war Ausbeutung bis zum Letzten, ohne Rücksicht auf Verluste...der Tod war einkalkuliert. Ihr einziger Fehler, sie waren Juden, „Untermenschen“ und gehörten nicht zur „Herrenrasse“. Es war Sklaverei im übelsten Sinne
> beraubt ihrer Freiheit, ihrer Heimat, ihrer Familien -
> und das Schlimmste: ihrer Würde
Ihre Opfer waren sinnlos und unschuldig!

Unsere eigenen Opfer, so schlimm sie auch waren, sind Frucht des Krieges, der von Dt. ausging und brutal und sinnlos bis zuletzt durchgezogen wurde.
Opfermentalität („Wir waren auch nur Opfer, haben nichts gewußt, konnten nichts tun...“) und Opfermythos machen uns selber klein und schwach!

Es geht um Verantwortung, die Verantwortung jedes Einzelnen! Wir dürfen die Verantwortung nicht den wenigen an der Spitze überlassen, uns bequem zurücklehnen oder nur schimpfen und kritisieren. „Wir können ja nichts tun!“

Die Gleichgültigkeit und Ignoranz der „breiten Masse“ machen das Böse erst möglich! „Werden Sie nicht zu „Wegguckern“ und „Mitläufern“, denn diese werden später zu „Mittätern“!“ (aus der Rede eines Überlebenden von Buchenwald zum 70. Jahrestag der Befreiung vom KZ Buchenwald)

Jeder hat Einfluß! Nutzen wir Ihn mutig?
Wo wir stehen, an unserem Platz – alles beginnt ganz klein!

70 Jahre Frieden – keine Selbstverständlichkeit, sondern ein hohes, kostbares, empfindliches und zerbrechliches Gut!

Ihn zu bewahren ist unser aller Beitrag und Einsatz gefordert.
Der MdL soll uns dazu ermutigen und ermahnen!